BOSSE IN MÜNSTER

ODER: TANZ, ALS WÄR´S DER LETZTE TANZ!

 

Bestimmt hast du es auch echt vermisst, mal wieder so richtig abzugehen, zu tanzen, mitzusingen, aber ich glaube, er hat es noch mehr vermisst… Er, das ist Axel „Aki“ Bosse, der seit fast zehn Jahren aus Radio-Stationen, von Konzert-Bühnen und auch aus meiner persönlichen Playlist kaum noch wegzudenken ist. Mitten im Lockdown erschien sein achtes Studioalbum „Sunnyside“, doch mit der Tour musste er sich noch gedulden. Und nun ist es endlich so weit – am 07. September rockt Bosse die Bühne in der MCC Halle Münsterland:

 

Musik ist die schönste Sache der Welt

 

Aki, du bist in einem 240-Seelen-Dorf in Niedersachsen aufgewachsen, mit siebzehn nach Berlin gezogen und lebst jetzt mit deiner Familie in Hamburg. Bist du eher ein Stadt- oder ein Landmensch?

Ich arbeite momentan auch wieder sehr viel in Berlin, und da merke ich doch, dass ich kein richtiger Großstadt-Mensch bin. In Hamburg lebe ich im Speckgürtel, und finde es echt gut, nur zehn Minuten dahin zu brauchen, wo Kultur stattfindet, wo Menschen sind, aber auch schnell in Wald und Wiese zu sein… Die Mischung macht´s!

 

 

Nicht einmal volljährig konntest du gleich deine erste Single in den Charts platzieren, damals noch mit deiner Band „Hyperchild“, anschließend hat es fast zehn Jahre gebraucht, bis du 2013 als „Bosse“ mit „Die schönste Zeit“ einen Riesen-Hit gelandet hast. Viele hätten nach so einer langen Durststrecke vielleicht aufgegeben; war das auch für dich ein Thema, oder gab es immer nur diesen einen Plan?

Es gab wirklich immer nur diesen einen Plan! Ich würde allen davon abraten, Musik nur zu machen, um erfolgreich zu sein. Ich hatte auch damals, wo ich vor echt wenig Menschen gespielt habe und auf dem Weg war, mich musikalisch zu finden, eine echt gute Zeit. Auch die Jahre, wo ich sozusagen unter dem Radar Musik gemacht habe, waren genauso schön wie jetzt, wo ich vor einigen tausend Menschen spielen darf. Das war so schön verantwortungslos: Wir waren vier, fünf Leute, in einem kleinen Sprinter auf Tour und hatten große Freude daran, weil Musik zu machen einfach die schönste Sache auf der Welt ist; egal, wie groß das Publikum war. Als es dann mehr wurde, war das natürlich auch super, die eigenen Erfolge zu sehen, aber das ist nicht der Grund dafür, warum ich das mache!

 

 

Du schreibst alle deine Songs selbst. Wie läuft ein solcher Prozess ab, wieviel Persönliches steckt in deinen oftmals doch sehr tiefgründigen Texten?

Es steckt alles darin, was ich gerade so im Kopf habe. Das Schöne am Schreiben ist, dass ich mir aussuchen kann, wie weit ich gehe… Manchmal ist das ganz fantasievoll, manchmal nur eine einfache Geschichte, manchmal auch sehr persönlich, aber ganz oft vermischt sich das alles auch irgendwie miteinander. Damit es etwas wird, brauche ich am Anfang immer eine Idee und ein Thema, und das hat logischerweise immer einen Bezug zu meinen Erfahrungen und meinem Leben. Dann setze ich mich hin, schreibe eine Menge, Einiges landet auch im Papierkorb, und wenn dann der Text steht, kommt auch die Musik dazu.

 

 

Angenommen, du sitzt im Auto und plötzlich läuft im Radio einer deiner Songs. Drehst du lauter oder schaltest du ab?

Es kommt immer so ein bisschen auf den Song darauf an… Im besten Fall bin ich entspannt und kann mir das anhören, wobei ich meine eigene Musik ja eigentlich viel zu oft in anderen Zusammenhängen höre; deswegen feiere ich das nicht so wirklich. Ich bin ehrlich gesagt viel zu kritisch, achte auf Details, auf den Sound; ich mache das ja alles selbst. Das ist immer so ein bisschen das Problem an der eigenen Musik, an der man so viel gearbeitet hat.

 

 

Wer steht aktuell auf deiner eigenen Playlist; gibt es vielleicht sogar KünstlerInnen, die Einfluss auf deine Musik genommen haben?

Momentan höre ich sehr viel Neoklassik, zum Beispiel Nils Frahm oder Agnes Obel. Das liegt daran, dass ich gerade wieder so viel im Studio bin, den ganzen Tag Musik höre und Musik mache; und wenn ich dann abends überhaupt noch Musik hören will, dann sind das eher so entspannte, träumerische Sachen… Und beeinflusst hat mich auf jeden Fall die Band „The Police“, als ich ganz klein war, und dann später „Nirvana“ – das sind tatsächlich die Gründe, warum ich überhaupt mit der Musik angefangen habe. Wie ich auch in „Die schönste Zeit“ singe, war ich 1994, da war ich vierzehn, totaler Kurt-Cobain-Fan; auch „Pearl Jam“, der ganze Grunge-Style, das hat mich schon ziemlich angekickt!

 

 

Auf deinem aktuellen Album „Sunnyside“ singst du auch zusammen mit deiner Tochter. Eine echte Premiere oder wird im Hause Bosse häufiger mal gemeinsam musiziert?

Wir musizieren ganz gern zusammen. Meine Tochter möchte auch Musikerin werden – eigentlich hatte ich ja gedacht, sie wird Steuerfachfrau bei den kreativ-chaotischen Eltern… Sie tanzt total viel und macht auch Musik. Und dass sie auf meinem Album auftaucht, ist so ein bisschen auch dem Lockdown geschuldet: Ich habe das „Sunnyside“ fast ausschließlich zuhause aufgenommen; da war der Weg nicht weit und ich habe sie häufiger mal dazu gerufen, weil sie so schön singen kann. Sie hat dann einige Chöre gesungen; dann habe ich irgendwann mal meine Stimme ausgemacht, und so ist sie dann in „Hinter dem Mond“ auch allein zu hören…

 

 

Songs schreiben und produzieren, Musikvideos drehen und Interviews geben, Touren planen und Konzerte spielen – was davon macht dir am meisten Spaß oder magst du das Gesamtpaket?

Es ist so ein bisschen, wie in der ersten Frage: Die Mischung macht´s! Es gibt da immer so ein Innen, wo ich Songs schreibe und im Studio bin, und ein Außen, wo ich Musikvideos drehe, auf Tour bin, viel mit Menschen zu tun habe – und ich brauche beides! Wenn ich mal zwei Wochen nur das eine hatte, vermisse ich das andere auch schon wieder.

 

 

„Alles ist jetzt“ und „Der letzte Tanz“ rufen dazu auf, den gegenwärtigen Moment zu genießen, im Hier und Jetzt zu leben, und erzählen davon, wie zerbrechlich das Glück ist. Eine Erkenntnis, die in den letzten zweieinhalb Jahren noch einmal eine ganz andere Bedeutung für dich bekommen hat?

Klar, der Lockdown und alles, was dazu gehört, das hat bei ganz vielen Menschen eine Menge verändert. Mal ganz abgesehen von der Angst, die man am Anfang um die Familie, um sich selbst und um einfach alles hatte, hat man ja gesehen, dass ganz plötzlich von einem auf den anderen Tag alles anders sein kann. Eigentlich ist dieses „Carpe diem“ ja eigentlich ein ganz abgedroschenes Sprichwort, aber es ist die Wahrheit: Man muss die Dinge einfach genießen, zu schätzen wissen, sich für etwas Gutes einsetzen, auch mal ein bisschen demütig sein und nicht nur stumpf seinen Alltag leben. Und das ging ja nicht nur mir so; ich glaube, das haben ganz, ganz viele Menschen so empfunden – eine der wenigen guten Sachen, die diese Zeit mit sich gebracht hat!

 

 

Mit „Blumen über Dreck“ und „Das Paradies“ positionierst du dich auch politisch. Was ist deine Botschaft?

Um es mal ganz einfach herunterzubrechen: Lieben, und lieben lassen, leben, und leben lassen! Wenn sich jeder Gedanken darüber machen würde, was sein eigenes negatives Verhalten anderen Menschen gegenüber bei ihm selbst auslösen würde, würde das doch schon reichen; wäre zumindest ein Anfang… Wenn es um das Thema Mobbing geht, um gesellschaftliche Stimmung, dann glaube ich immer noch, dass man bei sich selbst anfangen muss; also sich selbst lieben, und dann kann man auch anderen Menschen fairer gegenübertreten.

 

 

Seit Februar gibt es deinen Podcast „Lecker Mittach“, in dem unter anderem schon Lea, Nora Tschirner, Casper und Bjarne Mädel zu Gast waren. Du kochst und plauderst mit deinen Gästen: Wer hat dich kulinarisch am meisten beeindruckt, und warum sollte ich unbedingt mal reinhören?

Kulinarisch beeindruckt haben mich irgendwie alle; was total auffällig ist, dass es bis auf ein, zwei Ausnahmen nur vegetarische und vegane Gerichte gab. Am krassesten fand ich aber die Schmorgurken mit Nora Tschirner, weil das etwas ist, dass ich mir niemals im Leben selbst gekocht hätte, und sie sich, glaube ich, auch nicht – das ist so ein typisches Oma-Gericht aus Brandenburg… Also, im Podcast geht es schon ums Kochen, ich poste dann auch schon immer ein paar Tage vorher das Rezept in den sozialen Medien, damit die Hörer mit uns gemeinsam kochen können, aber natürlich wird auch nebenbei jede Menge geredet, und da bin ich echt dankbar, so tolle, liebe Leute dabei zu haben!

 

 

„Vor uns liegt der Sommer und unendlich Zeit…“ – doch so viel Zeit dürftest du in diesem Sommer gar nicht haben: Seit Anfang Juni bist du mit Akustik-Konzerten oder auf Open Airs und Festivals unterwegs, ab September geht es dann nahtlos mit der „Sunnyside Live“-Tour weiter. Wie hat es sich für dich angefühlt, endlich wieder auf der Bühne zu stehen, und was erwartet deine Fans auf der September-Tour?

Das mit der Bühne, das war echt mal wieder bitter nötig! Ich habe es echt gemerkt, dass es bei den Leuten, die im Publikum stehen, aber auch bei mir und meiner Band, wahnsinnig gefehlt hat. Und alles, was wir bis jetzt gespielt haben, ob es nur ein kleines Akustik-Konzert oder ein großes ausverkauftes Festival war, war ziemlich fulminant. Ich habe das Gefühl, es eskaliert mehr, die Leute freuen sich doppelt, und es tut einfach richtig gut. Und im September sind wir dann richtig warm gespielt – wir sind voller Freude auf die Tour!

 

 

Zwei Mal musste das Konzert aus bekannten Gründen verschoben werden, am 07. September ist es endlich so weit, und du spielst in der MCC Halle Münsterland. Hast du einen persönlichen Bezug zum Münsterland oder der Stadt Münster, erinnerst du dich vielleicht an Konzerte, die du mal hier gespielt hast?

Ich habe schon früher ziemlich viel in Münster abgehangen, weil mein Bruder da studiert hat; ich bin einfach gerne da, mag die alternative Szene und finde, dass die Stadt kulturell echt gut aufgestellt ist! Und auch bei unseren Konzerten dort war Münster immer richtig gut zu uns; das ist immer sehr energetisch, es wird viel getanzt, geschwitzt und mitgesungen. Das ist einfach eine gute Stadt, eine Studentenstadt, da habe ich schon seit Jahren eine ganz treue Fan-Basis, und da kommen immer mehr dazu; ich glaube, wir werden die Halle da ganz gut kaputt machen…

 

 

Klingt so, als dürftest du das auf keinen Fall verpassen, oder!? Tickets gibt’s hier – und dann tanz, als wär´s der letzte Tanz!

https://www.axelbosse.de/

https://www.instagram.com/axelbosse/

https://www.facebook.com/bossemusik

https://www.aufdiefeinetour.de/tickets/bosse-live-2022-messecongress-centrum-halle-muensterland/

Die Fotos wurden mit freundlicher Unterstützung von Axel Bosse (Fotografen: Stefan Mückner / Marco Sensche / Shanti Tan/ Bosse) zur Verfügung gestellt.

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