FRIEDERIKE AUSCHNER BRINGT DEN HUT IN DIE ZUKUNFT

ODER: MODISCHE KOPFBEDECKUNGEN MIT TRADITION AUS „SCHMEDES HUTATELIER“

 

Stell dir vor, du sitzt im Vorbereitungskurs auf die Meisterprüfung, willst mal eben deinen Sitznachbarn etwas fragen und stellst dann fest, dass du – bis auf den Prüfer – ganz allein da bist. So oder so ähnlich erging es tatsächlich Friederike Auschner, als sie im Mai die Meisterprüfung im „Modistenhandwerk“ ablegte. Mo…was? Man kann auch „Hutmacherin“ sagen, aber die offizielle Bezeichnung „Modistin“ gefällt auch mir besser, denn bei meinem Besuch in „Schmedes Hutatelier“ stellte ich fest, dass Hüte wirklich absolut in Mode sind! Klar, die fast 140-jährige Tradition des einzigen noch verbleibenden Modisten-Ateliers Münsters lässt Friederike nicht außer Acht, aber sie bringt auch immer wieder neue Kreationen auf die Köpfe:

 

Schmedes Huatelier Spange

 

Bunt gemischt – und natürlich immer was Neues!

 

Bei „Hutmacher“ denken ja Manche an „Alice im Wunderland“, und Andere an einen sicherlich ausgestorbenen Beruf; das Wort „Modist“ lässt Viele eher zum Duden greifen. Wie bist du dazu gekommen, „Hutmacherin“ bzw. „Modistin“ als Beruf zu ergreifen?

Eigentlich war das eher zufällig. Ich habe hier ein Praktikum gemacht, eigentlich für ein Studium. Das hat aber dann nicht so ganz geklappt, wie ich wollte, und ich habe mein Praktikum erstmal fortgeführt. Mir hat die Arbeit hier so viel Spaß gemacht, dass ich gesagt habe, ich könnte es mir vorstellen, eine Ausbildung zu machen… Im Team hat das auch super funktioniert, und ich finde das Arbeiten einfach schön: Man kann kreativ sein, und es ist ein feines, filigranes Handwerk. Verschiedene Formen und Materialien – der Beruf ist auch unheimlich vielseitig. Aber klar, jeder, dem man erzählt, was man macht, fragt dann auch erstmal nach, weil der Begriff „Modist“ gar nicht so bekannt ist. Mir selbst war das ja vorher auch kein Begriff, und ich bin erst durch das Praktikum in „Schmedes Hutatelier“ dazu gekommen.

 

Schmedes Hutatelier

 

Hüte kommen und gehen. Früher konnte man sich als Mann kaum ohne Hut auf der Straße sehen lassen, heute sieht man sie nicht mehr so häufig, allenfalls werden Kappen getragen. Wer kauft Hüte und zu welchen Anlässen werden sie getragen?

Das kann man so genau gar nicht festlegen, das ist enorm vielschichtig! Wir haben Hüte für den Alltag und besondere Anlässe, für Herren und Damen, und auch an Altersklassen ist alles dabei. Einmal hat sogar ein kleiner Junge sein ganzes Sparschwein für einen Hut geopfert, der hat natürlich einen Sonderpreis bekommen… Also, bunt gemischt, von allem was, und natürlich immer was Neues!

 

Schmedes Hutatelier Hüte aus Kaffeesäcken

 

Stichwort „Neu“: Melone, Zylinder, Panamahut und Cowboyhut würde ich ja noch erkennen. Aber was ist denn gerade trendy?

Ich würde sagen, bei Herren sind „Porkpie“-Hüte angesagt. Das sind die, die rundherum aufgeschlagen sind, in der kleinen Form, ähnlich wie „Trilbys“. Und die Schieberkappen, die vorne nur einen ganz kurzen Schirm haben, in ganz unterschiedlichen Mustern und Farben, die werden auch gern getragen. Bei Damen auch die sportliche Form, auch diese kleinen Herren-Hüte; das geht bei beiden!

 

Schmedes Hutatelier Kappen

 

Wie läuft der Entstehungsprozess von der ersten Idee bis zum fertigen Hut?

Los geht´s mit einer Idee. Wenn´s ein Kundenauftrag ist, entwickelt sich das im gemeinsamen Gespräch. Auch bei der Arbeit an sich kann sich das noch weiterentwickeln, was man ursprünglich im Kopf hatte. Es ist also ein fortlaufender, kreativer Prozess…

 

Schmedes Hutalier Team

 

Aus welchen Materialien werden Hüte gefertigt und hast du ein Lieblingsmaterial?

Jetzt im Sommer haben wir viel Stroh, also Exotenstroh. „Sisal“ oder „Sinamay“, das ist sogar noch etwas transparenter, daraus machen wir eben Fascinator und Anlasshüte, Modellhüte und so… Im Winter ist es ganz viel Filz und Wolle. Ich kann gar nicht sagen, was ich am liebsten mache; ich arbeite schon gern mit diesen ganz feinen Sachen, also „Sisal“ und „Sinamay“, aber mit Filz arbeite ich auch nicht ungern!

 

Schmedes Hutatelier Panamahut

 

Hüte gibt es immer mal wieder auch bei Modeketten zu niedrigen Preisen und wahrscheinlich auch mangelnder Qualität zu kaufen. Was unterscheidet einen guten von einem schlechten Hut, und woran könnte ich als Laie es erkennen?

Am Material und an der Verarbeitung. Wenn man mal ganz genau hinsieht, sieht man die Feinheiten. Wir nähen viel von Hand, da müssen wir schon das passende Material haben. Und das ist ja auch wichtig für die Lebensdauer des Hutes… Natürlich auch, dass wir ausgefallener arbeiten, auf Kundenwünsche eingehen können, nicht nur den Hut „von der Stange“ haben.

 

Schmedes Hutatelier Hut

 

Hand aufs Herz: Träumst du davon, dass eine deiner Kreationen mal in Ascot beim traditionellen Pferderennen getragen wird, oder was wäre dein größter beruflicher Traum?

Tatsächlich hatten wir schonmal eine Dame, die sich was für Ascot anfertigen lassen hat. Das habe ich auch gemacht – nach meinem Modell von der Gesellenprüfung. Dieser Hut war in Ascot, und das ist schon irgendwie schön zu wissen. Das Ziel ist also schon erreicht, aber ich bin noch lange nicht fertig. Ich möchte den Hut in die Zukunft bringen!

 

Schmedes Hutatelier Kopfschmuck

 

Friederike hat einen ihrer Träume schon erreicht. Nach meinem Besuch träume ich  nun davon, dass dieses wunderbare Handwerk nicht ausstirbt… Bei ihrer Gesellenprüfung war sie immerhin mit 14 anderen Hut-Kreateuren aus ganz Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen in einer Klasse. Als Meisterin kann sie ja jetzt das Handwerk weitergeben, damit wir weiter gut behütet werden und Münsteraner Mode die Köpfe der Welt ziert!

 

Schmedes Münster

 

Das Team-Foto wurde mit freundlicher Unterstützung zur Verfügung gestellt von:

Schmedes, Elegante Hutmoden, Salzstr. 36, 48143 Münster

http://hutmoden-schmedes.de/

https://www.facebook.com/schmedeshuete/

https://www.instagram.com/schmedes_hutatelier/

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