AUF DU UND DU MIT DER „SPARGELKÖNIGIN NRW“ VON HOF HENGEMANN

ODER: WARUM IST GRÜNER SPARGEL GRÜN?

 

Eine echte Majestät trifft man nicht alle Tage! Wenn sie dann auch noch über ein Reich herrscht, das nicht nur große Teile des Münsterlandes durchzieht, sondern sich bis ins Vorgebirge zwischen Köln und Bonn und auf der anderen Seite bis an die niedersächsischen Grenzen erstreckt und 140 Höfe in sich vereint, bemüht man sich schon um die richtige Etikette… Doch weder Knicks noch „Eure Majestät“ waren nötig; bei der „Spargelkönigin NRW“ Christine I. genügte ein bodenständiges „Du“, als ich sie auf Hof Hengemann bei Everswinkel besuchte.

 

Das Reich: „Spargelstraße NRW“

 

Spargel wird in ganz Deutschland angebaut und verzehrt. Jede Region nimmt für sich in Anspruch, den besten Spargel herzustellen und natürlich wird in diesem Blog die Ansicht vertreten, dass im Münsterland der beste Spargel wächst. Wenn du anderer Ansicht bist, solltest du zur Saison einfach mal das schöne Land rund um Münster besuchen und dich bei einem der vielen Hofverkäufer eindecken – du wirst deine Meinung schnell ändern!

 

Hof Hengemann

 

Die 140 Spargelhöfe in Nordrhein-Westfalen haben sich zur „Spargelstraße NRW“ zusammengeschlossen. Erkennen kannst du sie meist schon von weitem an den Erddämmen, die auf den Feldern drumherum zu sehen sind, teils mit Folie abgedeckt, um eine gleichmäßigere, warme Temperatur zu gewährleisten. In den Dämmen wächst der weiße Spargel, der in Deutschland (noch?) weitaus beliebter ist als der grüne Spargel.

 

Hof Hengemann Spargel

 

Der weiße Spargel bleibt weiß, weil er komplett unterirdisch wächst und daher kein Chlorophyll (grüner Pflanzenfarbstoff) ausbildet. Die unterirdische Kultur und die Ansprüche des Verbrauchers, der makellose, gerade, dicke Stangen bevorzugt, machen den Spargelanbau und nicht zuletzt die Ernte zu einer schwierigen Aufgabe.

 

Spargelkönigin Christine

 

Zwar gibt es bereits Erntemaschinen, aber diese haben noch einige Nachteile, sie können schwer erkennen, ob eine Stange bereits die nötige Größe erreicht hat, und sie gehen nicht besonders pfleglich mit den Wurzeln um, in der die Spargelpflanze aber wichtige Nährstoffe für das nächste Jahr speichert. Daher wird der meiste Spargel immer noch in mühevoller Handarbeit geerntet. Ein erfahrener Ernter muss erkennen, wo eine Spargelstange kurz davor steht, die Erde zu durchbrechen. Dann wird diese mit der Hand freigelegt und mit einem speziellen Spargelmesser im richtigen Winkel abgetrennt. Zuletzt wird das entstandene Loch wieder von Hand mit Erde gefüllt. Diese Prozedur muss für jede Stange einzeln durchgeführt werden! Der etwas höhere Preis verglichen mit „einfacherem Gemüse“ ist also durchaus gerechtfertigt.

 

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Der grüne Spargel macht es den Bauern etwas einfacher: Es ist derselbe Spargel, nur wird er oberirdisch angebaut, daher bildet er auch Chlorophyll aus, um wie alle grünen Pflanzen aus Luft und Sonnenlicht Energie zu gewinnen.

 

Hof Hengemann grüner Spargel

 

Spargel ist auch daher so besonders, da es ihn nur in einer recht kurzen Zeit im Jahr frisch zu genießen gibt. Je nach Witterung beginnt die Saison Mitte April und endet mit dem Johannistag am 23. Juni, damit sich die Pflanzen für das nächste Jahr erholen können. Eine Spargelpflanze kann nämlich bis zu acht Jahren genutzt werden… Vielerorts wird dieser Anlass mit dem „Spargelsilvester“ gefeiert; so auch auf Hof Hengemann, du bist herzlich eingeladen!

 

Die Königin: Christine I.

 

Im Prinzip dreht sich beim Thema „Spargel“ also alles um diese etwas mehr als zwei Monate im Jahr. In dieser Zeit wird auch das Leben von Christine Hengemann gehörig auf den Kopf gestellt. Eigentlich hat die 22-Jährige gerade ihre Ausbildung zur Industriekauffrau abgeschlossen, aber von April bis Ende Juni unterstützt sie ihre Mutter und ihre Geschwister tatkräftig auf dem Hof und ist außerdem als „Spargelkönigin NRW“ bei vielen Terminen auf der gesamten „Spargelstraße“ unterwegs. Inzwischen geht sie aber ganz gelassen an ihre königlichen Aufgaben, schließlich geht sie schon in ihre zweite Saison als „Christine I.“.

 

Christine I.

 

Auch wenn sie den Hof nicht übernehmen will (das macht ihr Bruder), ist sie mit Spargel aufgewachsen und stolz darauf, dieses besondere Gemüse repräsentieren zu dürfen. Und ganz anders als eine echte Königin macht sie sogar ihre Privatgemächer frei, damit „das Volk“ den edlen Spargel auch in besonderer Atmosphäre genießen kann:

 

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Der Palast: Hof Hengemann

 

Ich habe ja bereits oben den Tipp gegeben, einfach mal selbst zu einem Hof zu fahren und dir deinen frischen Münsterländer Spargel zu holen. Die erste Adresse dazu sollte natürlich der Palast unserer Spargelkönigin Christine sein: der Hof Hengemann im Dreieck zwischen Everswinkel, Hoetmar und Freckenhorst.

 

Hof Hengemann Speicher

 

Schon seit dem 14. Jahrhundert wird hier Landwirtschaft betrieben; die längste Zeit gehörte er adligen Familien (z. B. „von Hengen“) und wechselte mehrfach den Besitzer. Das heutige Anwesen geht im Wesentlichen auf den Bau eines neuen Bauernhauses 1883 durch Johann Theodor Hengemann zurück. Heute wird der Betrieb von der „Königinmutter“, seiner Urenkelin Sabine Hengemann, geleitet. Spargel wird hier seit 1981 angebaut, die derzeitige Anbaufläche beträgt 5 bis 8 Hektar… So viel Arbeit, dass in der Erntezeit 10 polnische Mitarbeiter nur zum Spargelstechen und sortieren zusätzlich auf den Hof kommen.

 

Hof Hengemann Tradition

 

Neuerdings baut Sabine Hengemann neben Spargel auch verschiedene englische Lavendelsorten an. Die Pflänzchen sind noch klein, die erste Ernte betrug gerade einmal drei Kilo… Als sie die im Haus trocknete, war der Geruch schon sehr intensiv, aber portioniert in die schönen Duftsäckchen, die noch dazu mit dem Speicher der Hofes bedruckt sind, duften sie sehr gut und können gut als Andenken an deinen Ausflug zum Hof Hengemann mitgenommen werden.

 

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Ja, „Ausflug“, du hast richtig gehört: Du kannst nicht einfach nur zum Hofladen fahren (in der Saison täglich von 7:00 – 20:00 Uhr geöffnet), sondern mit Familie oder Freunden mal eine Hofbesichtigung machen. Nach telefonischer Voranmeldung wirst du hier alles über Spargel erfahren, kannst die aufwendige Ernteprozedur auch mal selbst erproben, dir moderne Sortier- und Schälmaschinen angucken und ein Schwätzchen mit der Spargelkönigin oder „Queen Mum“ halten.

 

Hof Hengemann Sabine und Christine Hengemann

 

Da ja auch die Zubereitung gelernt sein will, kannst du dir den Aufwand sparen und garantiert frischen Spargel in familiärer Atmosphäre sonn- oder feiertags zwischen 11:00 und 15:00 als wechselndes, leckeres und günstiges Gericht (Näheres auf der Homepage) genießen. Oder die Tour mit einem leckeren Spargelcremesüppchen unter den alten Eichen-Bäumen oder am Kamin ausklingen lassen…

 

Hof Hengemann Bänke

 

Den Spargel für den nächsten oder übernächsten Tag oder das von Sabine Hengemann frisch zubereitete Spargelcremesüppchen kannst du natürlich auch gleich aus dem Hofladen mitnehmen, aber frischer Spargel in Sichtweite zum Anbaugebiet direkt auf dem Hof genießen, das sollte zur Saison doch einfach dazugehören.

 

Hof Hengemann Hofladen

 

Denn merke: die Münsterländer haben nicht nur die „Spargelkönigin NRW“ und den besten Spargel, sie können ihn auch am besten zubereiten!

 

Hof Hengemann Spargelcremesuppe

 

Das Foto von Christine beim Spargelstechen und mit Schärpe wurde mit freundlicher Unterstützung zur Verfügung gestellt von:

Spargelhof Hengemann, Mehringen 15, 48351 Everswinkel

www.spargelhof-hengemann.de

https://de-de.facebook.com/Spargelhof-Hengemann-400003906734708/

https://www.instagram.com/spargelhof_hengemann/

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