ODER: TEE ZIEHT IMMER!
Einen Moment zu lange gewartet, und schon schmeckt der Tee bitter… Klassiker! Doch Überraschung – das liegt gar nicht nur an der Ziehzeit, sondern auch an der Verarbeitung der Pflanzen. Werden sie von Hand gerollt und in der Sonne getrocknet, entstehen kaum Gerbstoffe; dein Getränk bleibt mild und aromatisch, auch wenn es länger durchzieht. Du musst also nicht dann genau aufpassen, wenn du deinen Tee aufgießt, sondern dann, wenn du ihn kaufst! Doch wo kann man handgepflückten und sonnengetrockneten Tee bekommen? Das kann ich dir verraten – schau doch mal bei Christine Fischer und Siawosh Hashemi in der „Happy Tea Bar“ in Münster vorbei:
Eine besondere Freundschaft
Gemütlich mit Freunden zusammensitzen, ein bisschen schnacken, dazu einen Tee trinken – so weit nichts Besonderes, kommt bestimmt bei dir auch öfters mal vor!? Auch für Christine und Siawosh war es zu einem schönen Ritual geworden; die Beiden hatten sich über Christines namibische Gasttochter kennengelernt, die Münsteraner Innenarchitektin unterstützte sie dabei, ihren Schulabschluss nachzuholen, begleitete auch Siawosh bei Behördengängen, anschließend saßen sie häufig gemeinsam bei einer Tasse Tee zusammen. Und der schmeckte so gut, dass Christine unbedingt mehr davon haben wollte; der Haken war nur, dass Siawosh ihn von seiner Familie aus der iranischen Heimat bekam, seine Vorräte waren begrenzt…
Eines Abends kam dann der Gedanke an eine eigene Teebar auf; noch mehr Menschen sollten in den Genuss dieses köstlichen Aromas kommen. Und vielleicht kennst du das – ist eine Idee erstmal da, bekommt man sie schlecht wieder aus dem Kopf! Also setzte Siawosh sich mit seiner Familie in Verbindung, die machte sich auf den Weg, um in den unterschiedlichen Regionen des Irans verschiedene Teesorten einzukaufen und nach Deutschland zu schicken. Doch hatten die Münsteraner überhaupt Lust auf persischen Tee? Das wurde auf dem Weihnachtsmarkt am „Mühlenhof“ getestet und stieß auf so große Begeisterung, dass Christine und Siawosh sich auf die Suche nach einem geeigneten Ladenlokal machten und schon kurze Zeit später den Mietvertrag unterschrieben.
Rund 60 Quadratmeter sollten es ein, 24 sind es geworden; zunächst einmal brauchten Christine und Siawosh jede Menge Fantasie dafür, wie sie das ehemalige Antiquariat gestalten wollten. Hell sollte es werden, so viel stand fest; Christine zeichnete ein paar Entwürfe mit schwarzem Filzstift aufs weiße Papier, eigentlich nur, um eine Vorstellung zu bekommen, Ideen zu sammeln… Doch ja, perfekt, genau das könnte es werden – schwarze Konturen auf weißem Hintergrund, eine Teebar wie gemalt.
Mit etwas Glück fanden sie auch die passenden Möbel aus zweiter Hand, die Theke, die Bank, alles passte von den Maßen perfekt in den Raum. Nun wurde mit vereinten Kräften Holz geschliffen, weiß lackiert und mit Edding bemalt – damit, dass es so toll wirken würde, hatten nicht einmal Christine und Siawosh gerechnet.
Im August 2020 konnten sie die „Happy Tea Bar“ endlich eröffnen, kurz darauf kam schon wieder der nächste Lockdown, doch zum Glück hatten die beiden Tee-Liebhaber ja auch noch ihren Online-Shop und ein Verkaufsfenster, das auch heute noch gern – mit Stühlen bestückt – als Bar für ein Heißgetränk im Freien genutzt wird.
Rundreise durch den Iran
Wenn du Tee im Supermarkt kaufst, werden die Blätter dafür maschinell gerollt, fermentiert, getrocknet und zerstückelt – klar, das geht bei größeren Produktionsmengen gar nicht anders. Aber dadurch brechen die Zellfasern, Gerbstoffe werden frei, der Tee schmeckt schnell bitter… Der persische Tee hingegen wird auf kleinen Plantagen von Hand geerntet, vorsichtig gerollt und in der Sonne getrocknet – mach einfach den Test, du wirst den Unterschied schmecken können!
Aus zehn Sorten kannst du in der „Happy Tea Bar“ oder im Online-Shop wählen; um diese Vielfalt zu ermöglichen, reist Familie Hashemi quer durch den Iran: Der Schwarze Tee kommt aus den Teufelsbergen im Nordwesten des Landes, der Grüne Tee aus den Gärten am Kaspischen Meer, für die Persische Rose werden die Blüten in den frühen Morgenstunden in der Provinz Fars geerntet… Eine absolute Rarität ist auch der Persische Bergtee, ein wildwachsendes Gebirgskraut, das entkrampfend, stimmungsaufhellend und antibakteriell wirkt – diese Sorte kannst du wirklich nur hier in der „Happy Tea Bar“ bekommen.
Alle drei Monate kommt eine neue Lieferung bei Christine und Siawosh an; auf Familie Hashemi ist Verlass, doch wieviel Tee letztendlich geliefert wird, ist immer auch ein bisschen Glückssache. Nicht immer können alle Sorten vor Ort frisch eingekauft werden, außerdem ist es nicht ganz leicht, eine Exportgenehmigung zu bekommen… Wenn Nachschub da ist, kümmern sich Christine und Siawosh selbst um die Abfüllung und den Versand für den Online-Shop; wenn du dir nicht sicher bist, welche Sorte du bestellen sollst, kannst du dich auch für das Probierpaket entscheiden.
Doch ein persönlicher Besuch vor Ort lohnt sich gleich doppelt: Hier kannst du nicht nur unterschiedliche Tee-Spezialitäten in gemütlicher Atmosphäre probieren, sondern dich auch ausführlich beraten lassen. Christine hat viel gelesen, sich von einem befreundeten Tee-Sommelier Einiges erklären lassen, und gibt dir gerne Tipps zur Zubereitung und Infos über die Wirkung der unterschiedlichen Sorten. Wusstest du zum Beispiel, dass Nana-Minze wunderbar auch in der warmen Jahreszeit getrunken werden kann, weil sie Menthol enthält, das die Kälterezeptoren in der Haut öffnet!?
Und wenn du vor lauter Tee überhaupt noch dazu kommst, solltest du dich noch etwas näher in der „Happy Tea Bar“ umschauen, denn hier gibt es auch kleine Kunstwerke, wie etwa die Vogel-Pins des Münsteraners Stefan Rode. Ungefähr vierzig Motive hat er schon entwickelt, darunter auch einige exotische Vögel – schau dich mal in Ruhe um, während Christine oder Siawosh deinen Tee frisch zubereiten. Denn Tee zieht schließlich immer! 😉
Happy Tea Bar, Rosenstraße 10, 48143 Münster
https://www.instagram.com/happy_tea_bar/
https://www.facebook.com/happyteabarmuenster/
Das Foto von Christine und Siawosh wurde mit freundlicher Unterstützung von Christine Fischer zur Verfügung gestellt.