ODER: ZUKUNFT GESTALTEN MIT „MENSE-KORTE-ARCHITEKTEN“
Fliegende Autos, smarte Geräte, Gebäude aus dem 3D-Drucker – wie auch immer du dir die Zukunft vor einigen Jahren vorgestellt hast, sie wird allmählich Wirklichkeit! Zugegeben, was schwebende Verkehrsmittel angeht, bin ich nicht so wirklich im Thema, aber Deutschlands erstes gedrucktes Haus steht bereits, und zwar mitten im Münsterland… Einer, der die Planung und den Bau von Anfang an begleitet hat und eine Menge darüber erzählen kann, ist der Architekt Alexander Hoffmann aus Beckum:
Das Haus war Herausforderung und Chance zugleich
Herr Hoffmann, seit Anfang des Jahres sind Sie zusammen mit Waldemar Korte Geschäftsführer und Büroinhaber bei „Mense-Korte, Ingenieure + Architekten“ in Beckum. Haben Sie sich inzwischen gut in der neuen Position eingelebt?
Da ich schon seit über zehn Jahren hier im Büro tätig bin, waren mir die Abläufe und die Umgebung ja schon bekannt. Die Kollegen haben mir den Einstand in der neuen Position dann auch sehr leicht gemacht, und ich habe jede Menge Rückenwind bekommen. Natürlich habe ich nun auch neue Aufgaben in mein Repertoire dazubekommen, aber mit dieser Unterstützung kann ich die gut meistern. Wir sind ein junges, dynamisches Team und übrigens auch immer auf der Suche nach engagierten Gleichgesinnten.
Ihr Büro hat das erste Wohnhaus in Deutschland geplant, das im 3D-Gebäudedruck erbaut wurde. Der 3D-Druck ist eigentlich für die Fertigung von Plastik- oder auch Metallteilen bekannt – wie kamen Sie auf die Idee, dieses Verfahren auch für den Hausbau zu nutzen?
Damals ist ein Unternehmer mit dieser Idee an uns herangetreten und hat uns gefragt, ob das für uns ein interessantes Projekt sein könnte. Wir waren direkt Feuer und Flamme; vor dem Hintergrund, so etwas zum ersten Mal in Deutschland zu schaffen und nicht auf Erfahrungswerte zurückgreifen zu können, war es Herausforderung und Chance zugleich! Also haben wir uns auf die Reise begeben und uns intensiv mit den zahlreichen Themen beschäftigt, die dabei erforderlich waren. Das ging schon bei den Baustoffen los: Das von uns verwendete Betongemisch war das einzige Material, was zu dem Zeitpunkt bereits auf dem Markt war. Auch die Behördengänge und Zulassungen haben uns lange beschäftigt, das war schon ein wirklich intensiver Prozess… Aber wenn man das mal so betrachtet, haben wir damit ja auch Forschung betrieben und unseren Beitrag dazu geleistet; insofern hat es sich – auch mit dem Blick auf das Ergebnis – absolut gelohnt!
Nach achtmonatiger Bauzeit wurde das Einfamilienhaus im Juli 2021 fertiggestellt, anschließend wurde in sämtlichen Medien darüber berichtet. Hätten Sie mit so einem Hype gerechnet?
Nein, überhaupt nicht! Wir sind ein mittelständisches Büro – damals mit dreizehn, heute mit achtzehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Das hat uns völlig überrannt; wir wussten ja vorher nicht, was es bedeutet, etwas zum ersten Mal zu machen. Und dann riefen plötzlich die Medienabteilungen von ARD, ZDF und ntv an, dazu kamen zahlreiche Printmedien, das Telefon stand nicht mehr still. Kurz vor der Eröffnungsfeier haben wir dann eine Pressekonferenz gegeben – die erste in unserem Leben überhaupt –, das war schon sehr überwältigend. Auch aktuell schwimmen wir immer noch auf dieser Welle, erhalten wöchentlich mehrere Anfragen; das Interesse scheint ungebrochen zu sein!
Was waren die Herausforderungen während der Planungs- und Bauphase, gibt es gegenüber dem konventionellen Bau auch Einschränkungen?
Die größte Herausforderung war sicherlich, dass wir die ersten waren, und wir nicht einfach in Fachbüchern nachschlagen konnten, wenn mal ein Problem aufkam. Diese Seiten mussten wir selbst schreiben, also für alles selbst Lösungen finden! Eine weitere Herausforderung war sicherlich auch, dass wir uns in Deutschland befinden. Natürlich ist es gut, wenn alles seine Richtigkeit hat und genau überprüft wird, aber so manche Genehmigung und so mancher Behördengang hat uns doch schon etwas aufgehalten; da sind die Mitbewerber in zum Beispiel den asiatischen Ländern, die sich nicht mit DIN-Normen auseinandersetzen müssen, einfach schneller. Und ja, es gibt gegenüber dem konventionellen Bau auch Einschränkungen, die vor allem durch die Größe des Druckers gegeben sind: Der Druckraum beträgt fünfzehn mal siebzehn Meter in der Grundfläche und neun Meter in der Höhe; das heißt, aktuell können wir maximal drei Geschosse drucken.. Viel spannender sind aber doch die Vorteile: Der Drucker ist sehr schnell, die reine Druckzeit für unser Haus betrug gerade einmal hundert Stunden. Außerdem bietet dieses Verfahren eine große Designfreiheit und auch eine nicht ganz unerhebliche Materialersparnis, die wiederum zu einer großen Kostenersparnis führt. Wir haben auch aktuell vereinzelt Anfragen aus der Ukraine und aus dem Erdbebengebiet in der Türkei, ob wir kurzfristig neuen Wohnraum entwickeln können; da müssen wir aber erstmal schauen, in welchem Rahmen das machbar wäre.
Inzwischen ist das Haus aus dem 3D-Drucker auch bewohnt. Die Wände, der Kamin, die Dusche – alles hat runde bzw. ovale Formen. Wirkt sich das auch auf das Wohngefühl aus?
Nun wohne ich ja nicht selbst darin, aber ich habe kürzlich noch mit der Inhaberin darüber gesprochen und ja selbst auch ein Jahr lang fast 5.000 Menschen durch das Haus geführt, sodass ich mir schon eine Vorstellung machen konnte. Das Feedback war ausschließlich positiv: Die Wellenoptik sorgt nicht nur für ein außergewöhnliches ästhetisches Erscheinungsbild, sondern auch für eine akustische Dämmung; der Schall wird geschluckt, eine sehr schöne ruhige Atmosphäre… Durch die natürlichen, atmungsaktiven Materialien herrschen sehr gute klimatische Bedingungen, und die runden Wände machen es einfach sehr wohnlich und sehr besonders. Daher haben wir das Haus auch nur mit mindestens einem weinenden Auge abgeben können; es ist halt unser Büro-Baby, und ich bin sehr froh, dass es in der Nähe steht, und ich auch noch einmal vorbeischauen kann.
Sehen Sie im Betondruckverfahren die Zukunft des Bauens?
Für Teilbereiche sehe ich die Zukunft des Bauens auf jeden Fall im 3D-Druck, für gewisse Sparten haben wir somit eine gute Alternative geschaffen. Ein Einfamilienhaus haben wir gemacht, nun möchten wir in Richtung Gewerbe, Industrie, Verwaltung und zum Beispiel auch Schulen gehen. Wir stecken zwar noch in den Kinderschuhen, aber sehen gerade auch in diesen Bereichen ein großes Potential im 3D-Druck. Wir müssen weiter Forschung betreiben, und es wird auch noch ein bisschen dauern, bis dieses Verfahren flächendeckend zum Einsatz kommen wird; denken wir nur mal daran, dass unser Haus nun seit fast zwei Jahren steht, aber seitdem nicht viel Weiteres passiert ist…
Nun haben wir so viel über das Haus aus dem 3D-Drucker gesprochen, dabei sind die Arbeiten daran ja längst abgeschlossen. Mit welchen Projekten beschäftigen Sie sich aktuell?
Wenn wir ehrlich sind, geht es bei dem 3D-Gebäudedruck aktuell noch um Forschung und auch um Selbstverwirklichung; Geld verdienen wir damit bisher noch nicht. Aber das wird sich hoffentlich in diesem Jahr ändern, wenn wir uns auf die Branchen konzentrieren, in denen wir ohnehin heimisch sind: Wir beschäftigen uns hauptsächlich mit dem Industrie- und Verwaltungsbau in Beckum und Umgebung.
So gern du vermutlich auch direkt in das Haus mit runden Wänden und Wellenoptik einziehen möchtest – ein bisschen musst du dich also noch gedulden. Doch irgendwann heißt es dann hoffentlich für alle: Print your home! Und vielleicht bist ja dann du derjenige, der das zweite oder dritte Haus aus dem 3D-Drucker sein Eigen nennen kann…
MENSE KORTE, ingenieure + architekten, Gewerbepark Grüner Weg 32, 59269 Beckum
https://www.instagram.com/mense_korte_architekten/
Die Fotos wurden mit freundlicher Unterstützung von Alexander Hoffmann zur Verfügung gestellt.
Ein Kommentar
Wow, ein Fertighaus aus dem Drucker das noch aussieht wie ein individuelles Architektenhaus? Es hat auf jeden Fall einen eigenen Stil. Schöner moderner Hausbau!