NORMAN SCHNEIDER ERWECKT PUPPEN ZUM LEBEN

ODER: DER „FIGURENSCHNEIDER“ BEI DER ARBEIT…

 

Tiffy oder Samson aus der „Sesamstraße“, Miss Piggy oder Kermit aus der „Muppet Show“, Käpt´n Blaubär oder Rabe Rudi – bestimmt ist hier auch ein Held deiner Kindheit dabei!? Aber wahrscheinlich hast du dir damals keine Gedanken darum gemacht, warum sich diese Figuren so natürlich bewegen und sogar sprechen können, ja, fast schon lebendig wirken… Denn tatsächlich hat hierzu nicht nur deine kindliche Fantasie ihren Beitrag geleistet, sondern auch die detailverliebte Arbeit von professionellen Puppenspielern und Figurenbauern, so wie die von Norman Schneider aus Sassenberg:

 

Ein Atelier voll Kindheitsträume

 

Für den kleinen Norman gab es nichts Größeres als „Die Muppet Show“… Ihn faszinierten die Figuren sogar so sehr, dass er nicht nur gespannt ihre Geschichten verfolgte, sondern auch anfing, seine eigenen Marionetten zu basteln. Noch bevor er wusste, dass es diesen Beruf wirklich gibt, stand für ihn fest: Er wollte Puppenspieler werden! Doch wie das nun mal so ist – Kindheitsträume lösen bei Erwachsenen nicht immer Begeisterungsstürme aus. Und so absolvierte Norman nach der Schule zunächst einmal eine Ausbildung zum Schreiner, seinen Eltern zuliebe… Er selbst hat seinen Traum aber nicht vergessen; kaum hatte er den Gesellenbrief in der Tasche, heuerte er bei der „Niekamp Theater Company“ in Bielefeld an und machte eine zweijährige Ausbildung zum Puppenspieler.

 

 

Vier Jahre arbeitete er hier im Anschluss als Ensemblepuppenspieler – eine Zeit, die ihn sehr geprägt hat. Denn er lernte die unterschiedlichen Spieltechniken von der Pike auf, machte Praktika und Coachings bei den ganz Großen der Branche – zum Beispiel bei Peter Röders, der den Samson in der „Sesamstraße“ spielt, und sogar bei der „Muppet Show“ in New York – und nahm privaten Gesang- und Schauspielunterricht. So einfach, wie das Spiel mit den Puppen immer aussieht, ist es nämlich nicht; besonders bei der Arbeit für das Fernsehen muss jeder Handgriff sitzen. Es nützt nichts, nur ein bisschen mit der Puppe zu wackeln, sie muss beseelt werden, um wirklich lebendig zu wirken!

 

 

Während der Spielzeit – manchmal spielte er fünf Vorstellungen am Tag – lernte Norman auch immer mehr darüber, wie die Figuren eigentlich funktionieren. Die alte Leidenschaft war wieder geweckt; immer häufiger beschäftigte er sich mit der Reparatur der vorhandenen Puppen und fasste eines Tages den Entschluss, seine eigenen Figuren zu bauen. Das war vor über zwanzig Jahren, inzwischen gehört Norman zu den gefragtesten Figurenbildnern Europas und ist vor einiger Zeit mit seinem Atelier von Bielefeld nach Sassenberg umgezogen, um noch mehr Platz für seine kleinen und großen Träume zu haben – vom Münsterland in die große, weite Welt:

 

Von Killerkaninchen und Giraffenaffen

 

Ob Stab-, Hand- oder Tischpuppe, Klappmaulfigur oder Walk Act – durch seine langjährige Erfahrung weiß Norman ganz genau, dass auch der beste Puppenspieler nichts bringt, wenn die Figur nicht funktioniert. Und damit sind nicht nur die technischen Aspekte gemeint, sondern auch optische Details: Am Raben Rudi aus der Sendung „Siebenstein“ wurden beispielsweise 250 bis 300 Stunden gearbeitet, bis sein komplettes Federkleid aus Nicki-Stoff entsprechend gekräuselt war, und sein Schnabel sowie die Augen lebensecht wirkten.

 

 

Jede Puppe entsteht zunächst auf dem Papier: Norman und sein Team zeichnen bis zu drei Entwürfe und besprechen diese mit dem Auftraggeber, bevor es an die Ausgestaltung von Körper, Kopf und Gliedmaßen geht. Anfangs arbeitete der ausgebildete Schreiner noch viel mit Holz; inzwischen werden seine Figuren aber hauptsächlich aus Schaumstoff in feinster Kleinarbeit gefertigt. Auch das Beziehen der Puppen – je nach Erscheinungsbild mit den unterschiedlichsten Stoffen wie Vlies, Frottee, Leder oder Latex – erfolgt zum größten Teil in Handarbeit; wenn überhaupt eine Maschine zum Einsatz kommt, ist es die Nähmaschine.

 

 

Kein Wunder also, dass die detailgetreuen Arbeiten des „Figurenschneiders“ inzwischen in aller Herren Länder sehr begehrt sind; ob für einen Werbespot in Kuwait oder eine Produktion in Belfast – Norman hat in letzter Zeit einige Pakete gepackt… Und auch du hast bestimmt schon viele seiner Figuren gesehen, ohne es zu wissen: „Pittiplatsch, Moppi und Schnatterinchen“ vom „Sandmännchen“, „Kater Kurt“ aus der ORF-Produktion „Okidoki“, die „Weißen Riesenbären“ aus Atze Schröder Live-Show und die allseits bekannten „Giraffenaffen“ – um mal nur ein paar zu nennen – stammen ebenfalls aus Sassenberg.

 

 

Eine besondere Herausforderung ist die Fertigung von Figuren, die es bereits gibt, denn hier muss exakt auf den Punkt gearbeitet werden. Manchmal lässt Norman aber auch seiner Kreativität freien Lauf – heraus kommen einzigartige Kreationen wie das doch etwas gruselig dreinblickende Killerkaninchen…

 

 

Auch in Musik-Clips sind Norman Schneiders Figuren zu sehen. So ließ sich der belgische Sänger „Milow“ in dem Video zu seinem Song „Whatever it takes“ würdig von seinem Alter Ego aus Schaumstoff vertreten; gern hätte Norman die Figur auch selbst bespielt, hatte aber zur Zeit des Drehs so viel in seinem Atelier zu tun, dass er einen anderen Puppenspieler um Unterstützung bat.

 

 

„Herr Grün“ in Max Raabes inzwischen fast drei Millionen Mal angeklicktem Video „Küssen kann man nicht alleine“ wurde aber tatsächlich nicht nur von Norman entworfen und gebaut, er spielte ihn auch selbst. Denn der Figurenbildner liebt es, zwischendurch immer mal wieder die Seiten zu wechseln und seine Puppen selbst zum Leben zu erwecken.

 

 

Und genau deswegen hat er auch seine eigene Serie ins Leben gerufen: Gemeinsam mit siebzehn weiteren kreativen Menschen hat er „Mom´s Motel“ gegründet und dreht regelmäßig – zumeist am Wochenende – neue Folgen, die du dann auf dem entsprechenden YouTube-Kanal verfolgen kannst.

 

 

Ja, so ist das, wenn Kindheitsträume wahr werden… Vielleicht möchtest du es ja auch mal ausprobieren und deine eigene Figur bauen!? Norman bietet regelmäßig Workshops an, so zum Beispiel vom 05. bis 09. September auf „Hof Lebherz“ im niedersächsischen Warmsen. Wichtigste Voraussetzung: Du solltest bereits nähen können! Denn wenn du bedenkst, dass um die neunzig Einzelteile – zum größten Teil in Handarbeit – für eine Figur gefertigt und zusammengesetzt werden müssen, wird dir wohl klar, dass die Zeit ansonsten knapp werden könnte… Auch in seinem Atelier empfängt Norman vereinzelt Workshop-Teilnehmer, die den Profis über die Schulter schauen und dann an ihrer eigenen Figur arbeiten dürfen – eine echte Ehre, denn ansonsten ist das Atelier des „Figurenschneiders“ leider nicht für den Publikumsverkehr geöffnet; wie auch sonst sollten die vielen Puppen fertig werden!?

 

 

Wenn du dir seine Arbeiten einfach nur mal abseits des Fernsehers anschauen möchtest, besteht aber auch dazu die Gelegenheit: Vom 02. bis 31. Oktober sind seine Figuren in Burgsteinfurt ausgestellt; neben den Puppen sind hier auch einige Videos und Dokumentationen zu sehen, die einen Einblick in Normans Arbeit geben. Bestimmt wirst auch du die Helden deiner Kindheit anschließend mit anderen Augen sehen… Ja, es sind nur Puppen aus Schaumstoff und mit ziemlich viel technischer Raffinesse im Kopf, aber mit dem richtigen Spieler erwachen sie tatsächlich zum Leben – man wird ja wohl noch träumen dürfen!

 

 

Norman Schneider, Emanuel-von-Ketteler-Straße 11, 48336 Sassenberg

https://www.figurenschneider.de/de/

https://www.instagram.com/figurenschneider/

https://www.facebook.com/Figurenschneider

Die Fotos wurden mit freundlicher Unterstützung von Norman Schneider zur Verfügung gestellt.

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Ein Kommentar

  1. Hallo,
    Norman Schneider mein Name ist Artur HETT. Ich habe heute auf demFriedhof inWiera rein zufällig deine Mutter getroffen. Wir haben uns ganz toll ausgetauscht über unsere Familien. Deswegen bin auch auf deinen (ich darf „du“sagen??) Namen gestoßen und deine Leidenschaft für das Puppenspiel.
    Ich würde mich freuen, mit dir mal in Kontakt zu treten, um Ideen zu biblischen Geschichten im Zusammenhang mit Puppenspiel auszutauschen.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Artur HETT

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