LARS BEUSKER – AUF AUGENHÖHE MIT WILDEN TIEREN

ODER: EIN KUNSTWERK VOLLER KUNSTWERKE…

 

Du schaust den größten Säugetieren der Welt direkt ins Auge… Du hältst den Atem an – so nah, so intensiv und ausdrucksstark ist die Begegnung! So, als würdest du direkt vor ihnen stehen… Zu deinem Glück sind es aber Tausende von Kilometern, die zwischen dir und dem tiefschwarzen Panther liegen, wenn du sein Bild in der „159.gallery“ in Oelde-Stromberg betrachtest. Denn ein echtes Zusammentreffen würde vermutlich dein Ende bedeuten… Der Wildlife-Fotograf Lars Beusker hingegen hat schon viele solcher faszinierenden Begegnungen unbeschadet überstanden, ja sogar genossen. Denn als einziger anerkannter Schüler des weltweit renommierten Kunstfotografen David Yarrow weiß er ganz genau, was er da tut, und wieviel er riskieren kann:

 

Ich möchte die Seele des Fotografierten sichtbar machen

 

Lars, wie bist du zur Fotografie gekommen?

Ich habe mit fünfzehn im Internat das erste Mal eine Kamera in die Hand bekommen und habe dann die Jahre bis zum Abitur damit verbracht, die Liebe zur Fotografie für mich zu entdecken. Analog natürlich… Dann habe ich das Studium der Fotografie in Bielefeld aufgenommen, bei Gottfried Jäger und Gerd Fleischmann. Damals habe ich das noch mit Diplom abgeschlossen, da gab es noch keinen Bachelor und Master. Zwanzig Jahre lang habe ich dann mein Geld mit Werbe-Fotografie verdient und zum Beispiel für „Gant“ oder „L´oréal“ gearbeitet… Seit drei Jahren bin ich davon weg und konzentriere mich nur noch auf Wildlife- und Fine-Art-Fotografie.

 

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Lars Beusker: “Panther”

 

Du bist ja in den 70ern, 80ern groß geworden, als die Farbfotografie weltweit die Schwarz-Weiß-Bilder verdrängt hat. Trotzdem fotografierst du fast ausschließlich in Schwarz-Weiß. Was macht für dich den Reiz dieser Bilder aus?

Das hat für mich einen ganz besonderen Grund: In unserer Kultur in der westlichen Hemisphäre werden wir so erzogen, dass bestimmte Farben bestimmte Emotionen auslösen (sollen). Stellen wir uns mal vor, ich soll ein schönes Portrait in Farbe von dir machen. Als Hintergrund nehmen wir mal eine Blumenwiese im Mai. Bild abgespeichert? Dann machen wir das gleiche Bild noch mal an einem tristen, regnerischen Novembertag an einem Waldrand; das Styling, das Lächeln, das gesamte Erscheinungsbild ist genau das gleiche. Doch wenn wir die beiden Bilder nebeneinander hängen, kommt unbewusst bei jedem Betrachter aus unserer Kultur direkt ein Aspekt von Fröhlichkeit oder Traurigkeit mit ins Spiel. Und diesen Interpretationsspielraum möchte ich aushebeln. Ich möchte mich bei meiner Fotografie ausschließlich vom Betrachter auf den Ausdruck und den Charakter der Person oder des Tieres konzentrieren lassen, und deswegen bleibt die Farbe raus! Ich unternehme jedes Mal den Versuch, die Seele, die Persönlichkeit des Fotografierten sichtbar zu machen. Natürlich, nicht gestellt, nicht inszeniert, nicht aufgesetzt oder manipuliert, sondern ehrlich!

 

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Bei der Tierfotografie in freier Wildbahn kann man nicht sagen: „Lehn dich mal etwas nach links und die Augen bitte in die Kamera“. Wie läuft es ab, wenn du z. B. Elefanten, Löwen oder andere große Tiere fotografierst?

Ich bin in freier Natur unterwegs und habe immer sehr gute Guides, was einer sehr zeit- und kostenintensiven Recherche bedarf, die auch zu finden. Dieses Guides fahren mich im Auto und beschützen mich. Die Tür ist ausgehängt, ich liege im Auto, sodass ich sehr nah an das Tier rankomme, weil es nicht in erster Linie mich als Person wahrnimmt, sondern das Auto. Auch ein wilder Löwe oder ein wilder Elefant würde nicht einfach ein Auto angreifen… Würde ich aussteigen und auch nur einen Schritt auf das Tier zugehen, würde ich keine zehn Sekunden mehr überleben… Bei den Großkatzen geht das wirklich nur so! Bei Elefanten kann man auch mal aussteigen. Das weltbeste Gebiet, um Elefanten zu fotografieren, ist Amboseli, ein kleiner Landstrich im Südosten Kenias am Fuße des Kilimandscharo. Zwei Monate im Jahr ist dort ein See ausgetrocknet und die Elefanten begeben sich auf die Suche nach frischem Futter. Da kann man dann auch mal auf zwanzig Meter ranfahren und aussteigen. Dann suche ich meine Perspektive, mein Licht, und kann ganz entspannt auf dem Bauch liegen und fotografieren, immer vom Auto begleitet natürlich. Wenn ein Notfall wäre, könnte ich immer schnell reinspringen. Aber so kann ich mich frei positionieren und frei fotografieren. Das sind ja immer nur Sekunden, maximal Minuten, die man Gelegenheit für ein gutes Bild hat! „Circle of Love“ war ein besonderer Glücksgriff, weil sich sie Elefanten rund um die Jungtiere aufgestellt haben, um sie zu schützen. Normalerweise laufen Elefanten hintereinander, was dann nicht so gut fürs Foto ist. Ein solches Bild erreicht man nur, in dem man nah rankommt, ihre Aufmerksamkeit bekommt, sie zum Anhalten bringt…

 

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Lars Beusker: “Circle of Love”

 

Das heißt, du sitzt nie stundenlang in der Wildnis und wartest auf die Tiere?

Nein, das funktioniert nicht! Das habe ich von David Yarrow gelernt… Ich bin ja Davids einziger Schüler, den er offiziell dazu ernannt hat, und er sagt: We do not take the picture, we make the picture! Das ist wohl auch der Unterschied von der professionellen zu der durchaus sehr ambitionierten Amateur-Tierfotografie: Nicht einfach irgendwo hingehen und hoffen, dass was passiert, sondern vorher eine klare Idee zu haben, was ich haben möchte, und was ich dafür brauche. Das wichtigste ist eine geringe Distanz zu dem Tier! Klar kann ich mit einem Tausend-Millimeter-Objektiv, wie es Sportfotografen im Stadion benutzen, einen Elefanten aus fünfzig Meter portraitieren, sodass er das Bild füllt, aber ich bekomme so niemals die Aufmerksamkeit des Tieres. Es muss mich anschauen! Das muss sein, damit ich die Nähe habe… Damit sich auch der Betrachter nah fühlt, und eben nicht nur als Beobachter… Mein längstes Objektiv, das ich verwende, hat eine 200-Millimeter-Tele-Brennweite; das ist nicht viel, das ist ein klassisches Mode-Teleobjektiv… Also, man versucht alles so gut wie möglich vorzubereiten: den Ort, die Zeit, zu welcher Tages -und Jahreszeit erwische ich „mein“ Tier am sichersten, dann das Licht, die Perspektive, usw. Das ist kein Zufall! Natürlich kann man das Tier nicht locken oder manipulieren, da muss man schon improvisieren… Aber warten – das funktioniert nicht!

 

 

Heute leben wir im Zeitalter der digitalen Nachbearbeitung von Fotos. Man kann mit recht einfachen Mitteln fast alles an einem Foto nachträglich verändern. Nutzt du diese Möglichkeiten und wie siehst du diese Veränderung in der Fotografie?

Das geht ja gar nicht anders! Das ist genau wie früher, nur die Technik ist eine andere… Früher gab es ein Negativ, und das musste im Labor mit Chemie entwickelt werden. Bei diesem Prozess hat man schon auf den Kontrastumfang des Negativs eingewirkt, durch die Intensität der Chemie und die Dauer der Entwicklung. Wenn man dann den Abzug gemacht, war es auch so, dass man durch Härtegradationen verschiedenster Art Einfluss darauf genommen hat, wie hart die Kontraste werden. Das war immer schon so… Und nichts anderes machen wir heute mit dem digitalen Negativ, was eben die RAW-Datei bei den gängigen Kameras ist.

 

Gallery 159 Stromberg

 

„Leica-Galerien“ gibt es u.a. in Bangkok, Istanbul oder Boston; du hast eine im beschaulichen Oelde-Stromberg eröffnet. Wie kam es dazu?

Ich habe den Pavillon, der dem Barcelona-Pavillon von Mies van der Rohe nachempfunden ist, 2017 eröffnet, eigentlich zunächst geplant als Ausstellungsraum und Atelier für mich… Im April war der Spatenstich, ein knappes dreiviertel Jahr vorher habe ich die Idee gehabt. Ganz am Anfang habe ich Modelle gebaut, sechs Stück, im Maßstab 1:50. Immer, wenn ein Modell fertig war, ist mir aufgefallen, was mir nicht gefällt: Raumaufteilung, Deckenhöhe, Verschattung durch den Dachüberstand… Mit dem sechsten Modell war ich dann zufrieden und habe es zum Architekten getragen, der es mir dann 1:1 umgesetzt hat. Spatenstich dann wie gesagt im April 2017… Im Juni sitze ich dann in einem Seminar in Wetzlar bei „Leica“, und beim Mittagessen unterhalten wir uns, und ich zeige auf dem Handy die Pläne und den Baufortschritt. Da kam Karin Rehn-Kaufmann, die Art-Direktorin der „Leica Galerien“ weltweit, auf mich zu und war so begeistert von meinem Projekt, dass sie die Idee hatte, hier in Stromberg die „Leica Galerie NRW“ zu eröffnen. So ist das entstanden… Es gab dann aber auch Auflagen, wie tägliche Öffnungszeiten und vier wechselnde Ausstellungen pro Jahr. Das war ein enormer Aufwand, die Bilder sicher hierher zu bekommen und teilweise sogar zu rahmen, die Wände neu zu streichen, jeweils eine Vernissage zu veranstalten, immer Personal vor Ort zu haben, den ich so auf Dauer nicht stemmen konnte und wollte. Deswegen habe ich mich nach fünfzehn Monaten von „Leica“ getrennt.

 

 

Heute ist hier eine „David-Yarrow-Galerie“…

David und ich kannten uns ja, und seine ersten drei Bilder waren auch schon im Herbst 2018 hier, damals noch unter „Leica“. Aber ich konnte ihn nicht dauerhaft hier ausstellen, weil er europaweit Marken-Botschafter von „Nikon“ ist; da wäre eine dauerhafte Partnerschaft mit „Leica“ nicht möglich gewesen. Auch deswegen musste ich diesen Kompromiss finden! Jetzt haben wir hier in Stromberg die exklusive Lizenz, Vertriebspartner von David Yarrow für Deutschland, Österreich und die Balearen zu sein. Wir zeigen ihn in Stromberg ganzjährig, keine anderen Künstler, außer meine eigenen Bilder, und wir gehen auf Road-Shows. Wir sind fast jeden Monat in einer anderen Stadt, mit unterschiedlichen Partnern, machen eine gemeinsame Veranstaltung und zeigen Davids Bilder. Inzwischen gehört er zu den renommiertesten Fotografen weltweit. Für seine Werke, die immer limitiert, meist auf fünfzehn Stück, und signiert sind, zahlt man zwischen 15.000 und 100.000 Euro. Doch es geht nicht nur um die Kunst, die „Fine Art“, sondern ganz besonders auch um den Tierschutz. Von Davids Umsätzen gingen 2018 über zwei Millionen US-Dollar an wohltätige Zwecke; seine gesamten Lizenzgebühren gehen an „Tusk“, eine Organisation, die sich für den Erhalt der Tierwelt in Afrika einsetzt. Und es ist wichtig, dass er es jetzt macht, bevor es zu spät ist.

 

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David Yarrow: “Kong”

 

Bei der Terminabsprache habe ich mitbekommen, dass du ständig in der ganzen Welt unterwegs bist. Was sind deine aktuellen Projekte?

Fotografisch habe ich dieses Jahr schon fünf Reisen unternommen, eine sechste kommt noch. Im November werde ich in Uganda Berg-Gorillas portraitieren, damit ist 2019 fotografisch für mich abgeschlossen. In der Galerie gibt´s noch mehrere Veranstaltungen, die wir da machen, wie zum Beispiel den Tag der Offenen Tür alle drei Monate, wo wirklich alle Foto-Fans aus der Umgebung eingeladen sind. Seit August gibt es jetzt auch auf Mallorca einen Showroom als Anlaufpunkt auf den Balearen. Einige deutsche Kunden haben schon hier in Stromberg gekauft und sich die Bilder nach Mallorca liefern lassen, weil sie da Eigentum haben. So kamen wir auf die Idee, auch dort auszustellen… 2020 werden wir auf Mallorca und Ibiza auch Events machen, mit einem tollen Partner, „Engel & Völkers“, und dabei auch Davids Bilder zeigen. Da nimmt man auch gerne mal so ein ganz großes mit!

 

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David Yarrow: “Diamonds in the sky”

 

Ganz ehrlich: Sowas erwartet man im beschaulichen Stromberg nun wirklich nicht, oder? Daher konnte ich mir auch erstmal wenig darunter vorstellen, als Magda mir vor einiger Zeit im „Dance Departement“ erzählte, dass ihr Mann eine Fotogalerie im Garten habe. Doch als sie mir dann die „159.gallery“ zeigte, war das eine echte Offenbarung! Da steht wirklich ein ganz besonderes Kunstwerk voller einzigartiger Kunstwerke…. Wenn auch du in die Welt der wilden Tiere eintauchen oder puristische Architektur genießen willst, lege ich dir einen Besuch am Tag der Offenen Tür in der “159.gallery” dringend ans Herz. Faszinierende Einblicke wünsche ich dir!

 

Gallery.159

 

Die Fotos mit Ausnahme des Titelbildes wurden mit freundlicher Unterstützung zur Verfügung gestellt von:

„159.gallery“, Lars Beusker, Mies-van-der-Rohe-Weg, 59302 Oelde

www.159.gallery

www.larsbeusker.com

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