ODER: BEGLEITER FÜR´S LEBEN…
Besser die Finger davon lassen! Das denkst du bestimmt auch, seitdem der Bonsai auf deiner Fensterbank nur wenige Monate, nachdem du ihn geschenkt bekommen hast, plötzlich alle Blätter abgeworfen hat, und trotz des Wechsels der Jahreszeiten keine neuen gewachsen sind!? Es ist schwer, sich diesen durchaus schmerzhaften Verlust einzugestehen; ich habe den toten Baum noch einige Zeit stehen lassen, in der Hoffnung, dass sich da vielleicht doch noch irgendwann was tut. Inzwischen ist er fort – ich bin darüber hinweg, und das „Baum-in-der-Schale“-Fieber hat mich wieder gepackt… Aber ich möchte nicht die gleichen Fehler wie beim letzten Mal machen! Doch was habe ich denn überhaupt falsch gemacht? Um das herauszufinden, habe ich Deutschlands größtes Bonsai-Zentrum besucht, was selbstverständlich im Münsterland liegt. Dort habe ich fünf todsichere Tipps bekommen, wie auch dein Baum zum lebenslangen Begleiter wird (und wenn du das schon weißt, kann ich dich vielleicht mit Fotos von ein paar besonders schönen Exemplaren begeistern):
Eins, zwei, drei, vier, Bonsai
- Habe Geduld!
Für mich die schwerste Regel… Es dauert nämlich gefühlt Ewigkeiten, bis du Veränderungen an deinem Baum wahrnehmen kannst. In einer Welt, in der eigentlich alles immer sofort verfügbar ist, kennen wir das nicht mehr; das ist erstmal ungewohnt!
Aber wenn ich mal recht darüber nachdenke, birgt das auch eine Menge Vorteile: Ich muss den Baum nicht dienstags von 17 bis 19 Uhr gestalten, weil der Termin danach vorbei ist. Ich muss ihn nicht ausgerechnet Anfang September umtopfen, bzw. „umschalen“, wo doch bei der Arbeit schon so viel zu tun ist. Und ich muss auch keine lange Fahrtzeit auf mich nehmen, um dieses Hobby ausüben zu können, sondern kann es direkt in meinem eigenen Garten oder auf der Fensterbank tun. Ganz schön praktisch, oder?
Du musst den Baum halt wie ein Kunstwerk sehen, das nie fertig wird. Manche Bonsais, die ich im „Bonsai Zentrum Münsterland“ bestaunen konnte, wurden in Japan bereits über Generationen hinweg gepflegt und gestaltet, ehe sie ins Münsterland kamen.
- Fang klein an!
Und nein, damit meine ich nicht die „Mame“-Bonsais, die in fingerhutgroße Schale passen, sondern tatsächlich den finanziellen Aufwand, den du für die Anschaffung betreibst.
Denn obwohl die Pflege und Arbeit, die den Bonsais teilweise über Jahrzehnte hinweg zuteil wurde, eigentlich unbezahlbar ist, haben einige Bäume doch so ihren Preis: Das Prunkstück der derzeitigen Ausstellung, ein vom japanischen Meister Masahiko Kimura gestalteter Chinesischer Wacholder auf Bimsstein hat den Wert eines Mittelklassewagens – Neupreis versteht sich…
Über einen solchen Verlust käme man wohl nicht so leicht hinweg wie ich über den von meinem Bonsai, also solltest du schon ein echter Profi sein, wenn du dich an solche Bäume wagst! Vorteil dann ist allerdings, dass du sie nur noch pflegen musst, gestaltet sind sie ja schon.
Klein anfangen kannst du mit Jungpflanzen, und selbst die sind teilweise schon ein paar Jahre alt. Dann hast du völligen Freiraum bei der Gestaltung, musst aber ganz konsequent Regel Nummer 1 umsetzen.
Dafür eignen sich übrigens alle Baumarten, es gibt keine speziellen Samen oder Züchtungen, die Bonsais bleiben allein durch den regelmäßigen Beschnitt und den begrenzten Platz in der Schale klein. Allerdings solltest du bei der Auswahl darauf achten, dass die Blattgröße in etwa zu den gewünschten Proportionen des Baumes passt.
Bei der Gestaltung solltest du dich möglichst an der Natur orientieren: So, wie der mächtige Ahorn auf dem Feld, so soll auch der Ahorn-Bonsai aussehen, nur eben in klein.
Wenn dir Regel Nummer 1 ebenso schwer fällt wie mir, kannst du auch mit älteren, preisgünstigen Bonsais klein anfangen; die gibt es im „Bonsai Zentrum Münsterland“ auch schon ab fünfzehn Euro. Übe dich an dem Baum in allen fünf Regeln, und wenn er einige Zeit übersteht, wage dich eine Stufe höher!
- Behandle deinen Bonsai wie ein Haustier!
An dieser Stelle habe ich den Fehler gefunden, den ich bei meinem Baum gemacht habe. Bei meinen Hunden habe ich noch nie vergessen, ihnen Wasser und Futter zu geben, bei meinem Bonsai war mir gar nicht bewusst, dass er es so regelmäßig braucht. Da er nur den begrenzten Platz in der Schale zur Verfügung hat, müssen „Frauchen“ oder „Herrchen“ ständig darauf achten, dass die Wurzeln nicht austrocknen. Und das bedeutet gerade im Sommer richtig Arbeit!
Die über 10.000 Bäume im „Bonsai Zentrum Münsterland“ werden dann täglich von Hand gegossen, denn jeder Baum hat einen anderen Wasserbedarf.
Ansonsten musst du gar nicht so viel tun, außer ihn gelegentlich zu düngen, ein bis zwei Mal im Jahr einen Formschnitt durchzuführen und ihn alle paar Jahre mal „umzuschalen“.
Wenn du dich für eine heimische Baumart entscheidest, so kann sie eigentlich auch das ganze Jahr über draußen stehen, und du kannst den Wechsel der Jahreszeiten wunderbar beobachten: Das Farbspiel der Blätter, die Blüten und Früchte…
- Lerne Vokabeln!
Wie du schon bei Regel Nummer 2 gelernt hast, brauchst du schon ein wenig Fachwissen, um so einem ganz besonderen Baum ein würdiges Zuhause bieten. Denn wie der in Europa verbreitete Name „Solitär“-Baum schon sagt, stehen die Bäume nicht nur einzeln, sondern sind sogar einzigartig. Wenn dieses über Menschen-Generationen hinweg gewachsene Kunstwerk plötzlich eingeht, gibt es keinen Ersatz bei „Amazon“. Und in die Situation möchtest du doch wirklich nicht kommen, oder? Also übe nicht nur am lebenden Objekt, sondern schaff dir auch Hintergrundwissen an. „Shohin“ ist eine gewisse Größe des Bonsais, „Nebari“ ein besonders schöner Wurzelfuß…
Wer richtig in die Materie einsteigen will, lernt von den großen Meistern in Japan, wo die Bonsai-Kunst perfektioniert wurde; eigentlich stammt sie aus China. Doch auch bei Kursen und Arbeitskreisen im „Bonsai Zentrum Münsterland“ kannst du einiges lernen und die entsprechende Fachliteratur mit nach Hause nehmen.
- Hol dir Hilfe!
Wenn du doch mal Hilfe brauchst, suche sie, bevor es zu spät ist! Im „Bonsai Zentrum Münsterland“ bist du bestens aufgehoben. Als das Thema „Bonsai“ hierzulande noch gar nicht so verbreitet war, hat Wolfgang Klemend schon in Münster ein Bonsai-Geschäft betrieben, das bestimmt Vielen noch bekannt ist!? Der Platzbedarf wurde aber immer größer, besonders seitdem die Bonsais auch online verkauft und inzwischen europaweit verschickt werden. Also zog er 2007 mit all seinen Bäumen auf ein 5.000 Quadratmeter großes Gelände in Ascheberg um, als sein Sohn Ingo mit dem Studium fertig war und voll in den Betrieb einsteigen konnte.
Beide fliegen selbst regelmäßig nach Japan, um die schönsten Bäume auszusuchen; wenn die gekühlten Kisten nach ca. einem Monat in Ascheberg ankommen, ist das jedes Mal wie Weihnachten. Mit so viel Erfahrung und Leidenschaft für die kleinen Bäume sind die beiden wohl wirklich DIE Ansprechpartner, wenn gar nichts mehr geht. Damit es aber gar nicht erst so weit kommt, sollest du dich schon vorab gründlich über den passenden Standort und die richtige Pflege informieren – das geht auch ohne „Bonsai-Examen“ 😉
So, ich denke, mit diesem Wissen können wir uns wohlgemut ans Werk machen – wird schon gut gehen!
Bonsai-Zentrum Münsterland GmbH, Raiffeisenstrasse 22, 59387 Ascheberg
2 Kommentare
Hallo Ingo
War heute mit Joe in eurem bonsaicenter
War begeistert was ihr alles zu bieten habt. Super
War ein netter Kontakt vielen Dank. Ich würde gerne noch fragen ob ihr auch versendet.
Und ich habe doch die Steinschale eisenoxyid mitgenommen,und würde gerne wissen ob es dem bonsai irgendwie schadet weil sie doch etwas rostet oder so
Vielen lieben Dank
Mit freundlichen Grüßen harald kempf
Hallo Harald,
ja, das Bonsaizentrum ist wirklich ganz wunderbar!
Am besten wendest du dich mit der Anfrage direkt an das Bonsaizentrum; hier ist ja “nur” ein Blogpost darüber…
Ganz liebe Grüße
Steffi