ODER: VON ALTEN UND NEUEN TRADITIONEN…
Na, wo hast du deine Ferien verbracht? Weit entfernte Länder besucht, spannende Kulturen entdeckt, unbekannte Sprachen gehört? Für mich ging´s dieses Mal nicht so weit weg; ich war viel in Münster unterwegs. Aber ich habe gar nichts vermisst, denn oftmals hatte ich tatsächlich den Eindruck, ich bin in einer ganz anderen Welt gelandet! Das war zum Beispiel so, als ich mal wieder auf dem Prinzipalmarkt stand – immer eine ganz zauberhafte, einzigartige Kulisse, trotz der vielen Touris überall (mich eingeschlossen) … Oder wenn ich den alteingesessenen Münsteranern mal genau zugehört habe: Wo bitte sonst fährt man hierzulande mit der „Leeze“? Zweifelsohne, Münster hat einige Alleinstellungsmerkmale, die die Stadt zu einer ganz besonderen machen! Und genau die möchte die „Finne Brauerei“ bewahren:
Die „Masematte“ als Namensgeber
Los geht´s schon beim Namen… „Finne“ klingt zwar nicht besonders fremdländisch, aber hättest du was mit dem Wort anfangen können, wenn ich dir gesagt hätte, dass es nichts mit dem skandinavischen Land zu tun hat? Tatsächlich kommt es aus der „Masematte“, einer Art Geheimsprache, die früher tatsächlich von den Leuten in den ärmeren Vierteln Münsters verwendet wurde, und bedeutet „Flasche“ oder „Glas“. Einige Begriffe des ehemals ca. 500 Vokabeln reichen Wortschatzes haben sich bis in den heutigen Sprachgebrauch erhalten, und dank der im Juni 2016 eröffneten Brauerei wirst du nun auch noch lange von der „Finne“ reden…
Den Münsterbezug und Standort ihres jungen Start-ups wählten die Gründer Flo und Frank übrigens nicht zufällig, denn beide habe die Stadt zu ihrer Wahlheimat gemacht, seitdem sie zum Studieren aus Neunkirchen bzw. Gronau dorthin gezogen sind. Flo war außerdem viel in den USA unterwegs, ließ sich vom Konzept der „Brew-Pubs“ inspirieren und entwickelte zusammen mit Frank die Idee, eine Brauerei für Bio-Craft-Bier in ihrer gemeinsamen Lieblingsstadt zu gründen. Ein weiterer Beitrag zur Brauchtumspflege, denn Münster war mal eine richtige Brau-Hochburg mit ca. hundert Brauereien; heute gibt´s gerade noch drei. Die „Finne“ will die Bierkultur in die Stadt zurückholen und sich besonders regional etablieren; Biere aus Münster für Münster und das Münsterland eben…
Traditionelles Handwerk hinter der Theke
Wenn du nicht gezielt die Brauerei besucht hast oder im Kreuzviertel wohnst, ist die Wahrscheinlichkeit eher gering, dass du ganz zufällig am Standort in der Kerßenbrockstraße vorbeigekommen bist. Obwohl sich hier nicht gerade Kneipe an Kneipe reiht oder vielleicht gerade deswegen, war die Lage inmitten eines Wohnviertels, was für hochwertige Produkte in Bio-Qualität offen ist, optimal. Am Anfang starteten Flo und Frank mit einem wöchentlichen Tasting, inzwischen ist die „Finne“ an fünf Tagen in der Woche geöffnet und reicht auch kleine Snacks wie Flammkuchen und Brezeln zu ihren Spezialitäten. So trifft sich nun hier regelmäßig ein Publikum, was nicht nur altersmäßig gut durchmischt ist, um einfach eine gute Zeit zu haben…
Natürlich ist das aber auch ein Aufwand, den die beide Gründer schon lange nicht mehr allein stemmen können; schnell kamen Bella, Verena, Jörn und Sascha hinzu. Ein sechsköpfiges Team, in dem jeder für alle anfallenden Aufgaben brennt – das ist das Gesicht der „Finne Brauerei“!
Ganz entscheidend für ihre Arbeit ist der Direktkontakt mit den Craft-Beer-Fans: Hinter der Theke wird gebraut, vor der Theke gibt´s dann das direkte Feedback… Insgesamt fließt hier aus elf Zapfhähnen das eigene Bier, zwei weitere werden immer im Wechsel befreundeten Brauereien zur Verfügung gestellt. So kann Brauer Jörn neben dem festen Kernsortiment immer wieder auch neue Kreationen ausprobieren und testen, wie es bei den Münsteranern ankommt. Manchmal gibt´s dabei durchschlagende Erfolge: Das „Scottish Ale“ gab´s anfangs nur im Fass; aufgrund seiner Beliebtheit wird es heute auch im größeren Stil produziert.
„Im größeren Stil“ bedeutet, dass es auch in Flaschen abgefüllt wird. Das passiert nicht vor Ort, sondern die „Finne“ ist eine „Gipsy-Brauerei“. Das bedeutet, dass Jörn mit all den biozertifizierten Zutaten in ebenso zertifizierte Privatbrauereien fährt und mithilfe dieser Kapazitäten nach eigenem Münsteraner Rezept produziert.
Der Prinzipalmarkt auf der Flasche
Die „Finne“, dieses Mal im wörtlichen Sinne, hat´s also nicht nur in sich, sondern lässt sich durchaus auch von außen sehen. Wenn du Münsteraner bist, kannst du den Kiepenkerl und den Elefanten mit Hafenkäserei auf den Etiketten natürlich sofort zuordnen, aber auch für Ortsfremde sind die Motive ansprechend, und den vom Hopfen gekrönten Prinzipalmarkt auf dem Hauptlogo erkennt ja nun wirklich Jeder… Klar wäre es schön, wenn du mal in der „Finne“ vorbeischaust und direkt frisch vom Fass probierst, aber es gibt auch die Möglichkeit zu einem kleinen Hometasting. Passend zum Probierset hat das Team kleine Videos gedreht, die dir Wissenswertes rund um die jeweilige Biersorte liefern. So geht Biergenuss mit Mehrwert!
Die „Finne“ hat es geschafft, einige Münsteraner Traditionen zu bewahren; vielleicht kann sie ja auch noch neue etablieren: Zum Beispiel einen jährlichen Maibock-Anstich in der „Hafenkäserei“, wo die Brauerei ebenfalls gastronomisch tätig ist, oder das Bieryoga an der Promenade… Es gibt ja schließlich den Eventmanager Sascha – wir sind gespannt!
Das Foto vom gesamten Team und von der „Finne“ im Glas wurden mit freundlicher Unterstützung zur Verfügung gestellt von:
Finne Brauerei, Kerßenbrockstraße 8, 48147 Münster
https://www.finne-brauerei.de/