ODER: HIER DREHT SICH ALLES UM DIE NUSS…
In der Weihnachtszeit sehr beliebt, ansonsten aber häufig unterschätzt: die Walnuss. Nicht umsonst brachten die alten Römer die ursprünglich in Mittelasien beheimatete Nuss mit über die Alpen. Schließlich steckt sie voller Vitamine, Mineralstoffe und Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, die viel Kraft für die langen Märsche im rauen, germanischen Klima lieferten. Die Römer selbst konnten dank eines Herrn namens Arminius – oder besser bekannt als Hermann – im Münsterland nicht heimisch werden, die Walnuss hingegen schon. Und so kam es, dass auch der Großvater von Michael Irmen knapp zwei Jahrtausende später einen Walnussbaum in seinem Garten in Ascheberg-Davensberg pflanzte…
Familie Irmen und ihre Walnussbäume
Walnussbäume haben eine männliche und eine weibliche Blüte, können sich also theoretisch selbst befruchten. Da der jeweilige Zeitpunkt und die Dauer der Blüte von den klimatischen Verhältnissen und der jeweiligen Sorte abhängen, kann es idealerweise sein, dass beide gleichzeitig blühen, muss es aber nicht. Daher pflanzte der Großvater weitere Walnussbäume rund um den ersten an, um die Schnittmenge der gleichzeitig blühenden zu erhöhen.
So fand Familie Irmen einen Garten voller Nussbäume vor, als sie 2001 das Haus bezog. Natürlich waren Carmen und Michael längst mit der Walnuss-Liebe infiziert worden, sodass es gar nicht in Frage kam, all die guten Walnüsse ausschließlich den netten Eichhörnchen zu überlassen.
Die hatten sie durch die überall verstreuten, glatt geknackten Schalen überhaupt erst darauf gebracht, dass es sich um leicht zu verarbeitende Walnüsse handeln musste. Denn auch da gibt es einen himmelweiten Unterschied, wie du in einem einfachen Test direkt feststellen kannst: Während die eine Nuss leicht an der Basis zu öffnen ist und ihre Frucht direkt freigibt, zerbricht die Schale der anderen beim Knacken und hält die Nuss so fest, dass du sie mühsam herausfriemeln musst. Ein superwichtiges Merkmal für die Weiterverarbeitung, wie du dir nun sicherlich denken kannst!?
Von der Walnuss zum Öl
Wie bestimmt viele andere Walnussbaum-Besitzer auch, stand Familie Irmen vor der Frage: Was tun mit den vielen schönen Walnüssen? Nachdem man sie bis zu einem Monat flach ausgebreitet trocknen lassen und regelmäßig gewendet hat – das ist auch die Grundvoraussetzung für die Weiterverarbeitung! – sind sie zwar das ganze Jahr haltbar, aber man kann noch viel tollere Sachen mit ihnen machen, als sie einfach so aufzuessen.
Also schaffte sich Familie Irmen eine Saaten-Presse an, die aus den Nüssen bei unter 40 Grad kaltgepresstes Walnuss-Öl erzeugt. Aus einem Kilo Nüsse werden bis zu 500 Milliliter trübes Öl, bei dem sich noch das Mus absetzt. Am Ende bleiben bis zu 300 Milliliter goldenes Walnuss-Öl übrig, das wunderbar in Salaten und Pestos schmeckt und gleichzeitig wahnsinnig gesund ist.
Das Nebenprodukt, der Presskuchen, findet beispielsweise als konzentriertes Nussaroma beim Backen Verwendung.
Auch wenn nach der Verarbeitung noch eine Menge Nuss übrigbleibt, ist klar, dass du auch erstmal eine Menge knacken musst, damit du überhaupt etwas Öl in dein Fläschchen bekommst. Und nun kannst du dir selbst überlegen, bei welcher der oben getesteten Nussvarianten das überhaupt zu leisten ist…!?
Aus den Nüssen, die diesen Test verloren haben, lässt sich aber noch eine ganz andere Spezialität machen: die Johanni-Nuss. Noch bevor sich die harte Schale der Nuss um den 24. Juni (Johanni-Tag) ausbildet, wird die grüne Frucht geerntet und eingelegt.
Zunächst nicht ganz von ihrem Aussehen überzeugt habe ich sie dennoch probiert und muss sagen: eine Delikatesse!
Was die Walnuss sonst noch kann
Als echte Walnuss-Fee verwendet Carmen Irmen natürlich die ganze Nuss – sie ist ja schließlich kein Eichhörnchen… Daher finden bei ihr auch die Schalen Verwendung. In liebevoller Handarbeit entstehen Schmuck und Geldbörsen.
Die Einsatzmöglichkeiten im Deko-Bereich sind schier unbegrenzt – man muss nur gute Ideen und das passende handwerkliche Geschick haben. Regelmäßig veranstaltet Carmen Workshops, bei denen du dein eigenes Walnuss-Unikat herstellen kannst. Oder du nimmst ein fertiges Exemplar nach deinem Besuch in der Manufaktur einfach mit nach Hause.
Übrigens ist die Walnuss auch im modischen Bereich ganz vorne mit dabei, wobei das Material noch nicht auf Wassertauglichkeit getestet wurde…
Wenn du selbst einen Walnuss-Baum im Garten hast, freu dich, du hast die Möglichkeit, deine Nüsse in der Manufaktur verarbeiten zu lassen und anschließend ein hochwertiges, regionales Produkt zu genießen. Wenn du keinen hast, musst du etwas Geduld haben, denn je nach Sorte braucht der Baum fünf bis fünfzehn Jahre, bis er die ersten Früchte trägt…
Walnuss-Manufaktur, Familie Irmen, Byinkstraße 27, 59387 Ascheberg-Davensberg